Poomse Training - Die effektivsten Trainingsmethoden

Seo, Myung-So

(Erschienen in Taekwondo Aktuell  97/8)

In den letzten Jahren werden Formenwettkämpfe stets populärer. Immer mehr Taekwondokas sind von dieser Sportart fasziniert, besonders über die relativ neue Wettkampfdisziplin Poomse. Ein großer Erfolg für diesen Teilbereich im Taekwondo.

Durch die stets höheren Anforderungen sind Trainer und Wettkämpfer gezwungen ihre Trainingsmethoden und Programmen immer wieder zu überprüfen, wenn sie mit der Entwicklung Schritt halten wollen oder besser noch, versuchen einen Schritt der Entwicklung voraus zu sein. Jeder der Kenntnis vom Formenlauf besitzt weiß, daß auch der Talentierteste eine Form "nicht einfach so" erlernen kann. Zum Erlernen einer Poomse genügt es nicht allein die Diagramme zu erfassen - man muß sich die Poomse erarbeiten und begreifen, hineinwachsen und zum Schluß "eins" mit ihr werden! Um dies zu erreichen, muß sich der Poomse Trainer eine gute Trainingsmethode ausdenken, dazu gehört in erster Linie ein auf den Sportler individuell ausgerichtetes Trainingsprogramm. Ich selbst bevorzuge die 5-Phasen Methode, mit der ich bisher gute Erfahrungen gemacht habe. Diese Lernmethode möchte ich heute vorstellen:
 

Phase1

Zusammenstellung eines Trainingsprogrammes (Basis Programm), mit welchem die Grundtechniken einer bestimmten Poomse intensiv geübt wird. Dies kann im Dojang (Schule) erfolgen, kann aber auch dem Sportler als Hausaufgabe mitgegeben werden. Dabei ist es wichtig, dem Schüler bewußt zu machen, daß die Übungen nicht gedankenlos "heruntergerasselt" werden, sondern daß jede einzelne Technik schnell und kräftig, sowie mit äußerster Konzentration auszuführen ist.

Phase 2

Einzelne Bewegungsabläufe einer Poomse - ganz besonders die schwierigen Teilstücke und Kombinationen sollten in der 2. Phase immer und immer wieder geübt werden. Die perfekte Ausführung der Techniken, Schritte und Drehungen, sowie der richtige Einsatz von Rhythmus, Kraft und Tempo ist nur durch höchste Konzentration und Selbstdisziplin zu erreichen.
 

Phase 3

In dieser Phase beginnt man mit der Einpassung und Zusammensetzung der Teilstücke und Kombinationen in die Poomse. Die Poomse wird nun vom Beginn bis zum Ende gelaufen und zwar so oft, daß man sie sozusagen "im Schlaf" laufen kann, selbst bei Störungen und Ablenkungen aller Art.

Phase 4

Die Poomse ist ein Scheinkampf. Es ist daher notwendig, daß man sich bei jeder Bewegung die Kampfsituation vorstellen kann. Nur so ist eine gute Interpretation der Poomse möglich. Um eine Poomse zu verstehen, muß man sich in sie hineindenken. Nur so kann man das Tempo und den Rhythmus finden. Mit der Zeit erkennt man, wann man seinen Körper spannen und wieder entspannen muß. Ein häufiger Fehler ist die anhaltende Muskelspannung, während der Poomsevorführung. Dies führt zu Verkrampfung und Ermüdung des Körpers. Akzente und Höhepunkte können nicht mehr gesetzt werden, wie z.B. der Wechsel von Krafteinsatz und Tempo. Außerdem wirkt eine so gelaufene Poomse unnatürlich und unharmonisch, wobei wir dann bei der fünften Phase angelangt wären.

Phase 5

Harmonie ist die Krönung der Poomse und kann nur erreicht werden, wenn Körper und Geist nicht im Widerstreit stehen, sondern sich miteinander verbinden um "eins" zu werden. Nur so kann das Wesen der Poomse sichtbar werden! Alles muß zueinander passen und im guten Verhältnis stehen: Perfekte Technik, fließende Verbindung, Kraft, Dynamik und Rhythmus-Gefühl. Die Vorbereitungen zum Erlernen der Poomse gehen ihrem Ende entgegen. Zum letztenmal folgt eine selbstkritische Kontrolle; ein Test wird in einer meditativen Weise durchgeführt. In einer entspannten meditativen Sitzhaltung durchläuft der Taekwondoka die Poomse in Gedanken und zwar von Beginn bis zum Ende. Gelingt ihm dies nur teilweise oder gerät er ins Stocken, so muß er diese Übung aufs Neue wiederholen. Die Übung wird erst dann beendet, wenn man es schafft, sich vor seinem "geistigen Auge" selbst eine fehlerfreie, hervorragend interpretierte Poomse laufen zu sehen. Diese Poomse versucht man dann in die Realität umzusetzen: Eine Poomse vorgetragen in höchster Vollendung, leicht und zugleich kraftvoll mit Höhepunkten und Akzenten in einer einzigartigen mir eigenen Interpretation.